Weisheitszähne werden oft vorbeugend entfernt – lange bevor Probleme auftreten. Ist das wirklich sinnvoll? In jedem Fall sollte das Für und Wider genau abgewogen werden.

Etwa eine Million Weisheitszähne werden jährlich in Deutschland entfernt. Denn Weisheitszähne, die im Kiefer verbleiben, können für Probleme sorgen. Wächst beispielsweise der Zahn nur teilweise heraus, ist die Reinigung schwieriger und damit die Infektionsgefahr erhöht. Auch Karies und Parodontitis sowie Zahnfehlstellungen und Zahnwurzelschäden können auftreten. Ebenso sind Zysten mögliche Komplikationen, denn diese wachsen oft unbemerkt und schädigen das umliegende Gewebe.

Ob Weisheitszähne generell im Kiefer verbleiben oder doch lieber entfernt werden sollen, lässt sich also pauschal nicht beantworten. Wichtig ist eine sehr genaue, individuelle Betrachtung und eine fundierte Abwägung der möglichen Komplikationen beider Varianten.

Die gerade in den Medien verbreitete Geschichte einer 48-jährigen Britin ist sicherlich ein Extrem-Beispiel, aber wer nicht zum Zahnarzt geht, muss mit dramatischen Folgen rechnen.

Die gerade in den Medien verbreitete Geschichte einer 48-jährigen Britin ist sicherlich ein Extrem-Beispiel, aber wer nicht zum Zahnarzt geht, muss mit dramatischen Folgen rechnen.

Die Britin Angie B. hat aus Angst vorm Zahnarzt ihre ausgefallenen Zähne in den vergangenen zehn Jahren immer wieder selbst mit Superkleber festgeklebt. Für eine Dokumentation des britischen TV-Senders BBC ließ sich die Frau nun doch von einem Zahnarzt untersuchen und der stellte dramatische Folgen fest. Denn die Chemikalien des Superklebers haben 90 Prozent des Oberkieferknochens zerstört. Im Rahmen der Dokumentation sind nun viele Behandlungsschritte durchgeführt wurden und der Frau schlussendlich zwölf neue Zähne eingesetzt worden.

Wie so oft liegt die Zahnarztangst auch in diesem Fall in der Vergangenheit begründet. Denn die Britin hatte deshalb den Zahnarzt gemieden, weil ihre Mutter vor vielen Jahren an Kehlkopfkrebs starb. Der Krebs bei der Mutter ist bei einem Zahnarztbesuch entdeckt wurden. Die Britin hatte daraufhin wohl Panik, dass ihr gleiches widerfahren könnte und hat daher den Besuch beim Zahnarzt gemieden.

Wenn die Angst vorm Zahnarzt jedoch soweit führt, dass keine Zahnarzttermine mehr wahr genommen werden, begeben sich viele Betroffene fast in eine Art Teufelskreis. Denn nur beim Zahnarztbesuch können mögliche Zahnerkrankungen frühzeitig erkannt werden. Je länger mit dem Zahnarztbesuch gewartet wird, desto mehr breiten sich die Erkrankungen aus und umso mehr Aufwand bei der Behandlung und unter Umständen Unannehmlichkeiten für den Betroffenen entstehen. Genau vor diesen Unannehmlichkeiten oder gar Schmerzen haben aber die Betroffenen oftmals Angst. „Die moderne Zahnmedizin beinhaltet zudem eine Reihe von sehr sanften und schmerzfreien Behandlungsmöglichkeiten, so dass Zahnarztangst wirklich veraltet und nicht mehr zeitgemäß ist“, erläutert Dr. Albert Pietsch, Zahnarzt in Mühlheim/Main.

Neben den gesundheitlichen Folgen haben erkrankte Zähne auch soziale Folgen. Im Falle der Britin hielt sich die Frau beispielsweise aus Scham immer die Hand vor dem Mund, wenn sie mit anderen Personen gesprochen hat. Auch natürliches Lachen wird zum Problem. Viele Betroffene scheuen sich aufgrund des schlechten Zustandes ihrer Zähne den Mund gar nicht mehr öffnen und zu lachen.

Doch soweit muss es wirklich nicht kommen. Die Angst vor Schmerzen beim Zahnarzt ist heutzutage völlig unbegründet und nur beim Zahnarzt kann wirklich zweifelsfrei festgestellt werden, ob Zahnerkrankungen vorliegen und Behandlungen notwendig sind oder nicht.

Die Wechselwirkungen von Parodontitis und anderen Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bekannt. Neu ist jedoch, dass sich die Parodontitis sogar auf die Blutgefäße auswirkt.

Die Wechselwirkungen von Parodontitis und anderen Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bekannt. Neu ist jedoch, dass sich die Parodontitis sogar auf die Blutgefäße auswirkt.

Wissenschaftler um den Blutgefäß-Forscher Dr. Johannes Baulmann vom Universitätsklinikum Lübeck haben in einer Studie neue Erkenntnisse zu Tage gefördert. Im Rahmen der Studie wurden 100 Parodontitis-Patienten zahnärztlich behandelt. Zudem wurde vor der Parodontitis-Behandlung der Zustand der Blutgefäße untersucht. Dabei zeigte sich, dass Patienten mit einer Parodontitis schneller gealterte Gefäße haben. Die Gefäße sind stärker verkalkt. Auch der Blutdruck ist höher und zwar nicht nur am Oberarm, sondern auch direkt am Herzen. Dort ist er besonders gefährlich, weil eine Verkalkung der Hauptschlagader das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod beinhaltet.

Nach einem halben Jahr Behandlungszeit der Parodontitis zeigten sich auch hinsichtlich des Blutdrucks positive Effekte. Denn dieser sank direkt am Herzen und auch die Gefäßsteifigkeit wurde weniger. Die Verbesserung des Zustandes der Blutgefäße ließ sich eindeutig auf die Beseitigung der Parodontitis zurückführen.

Die schädlichen Parodontitis-Bakterien gelangen über die Blutbahn in den Rest des Körpers und sorgen so für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neu ist jedoch, dass die Bakterien auch die Blutgefäße, insbesondere das Endothel, also die innere Zellschicht, schädigen. Andere Risikofaktoren neben den Parodontitis-Erregern, die das Endothel schädigen, sind beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes und Rauchen.

„Das Tückische an einer Parodontitis ist es, dass diese oftmals erst recht spät erkannt wird“, erklärt Dr. Albert Pietsch, Zahnarzt in Mühlheim/Main. Erste Anzeichen wie leichtes Zahnfleischbluten beim Zähneputzen beispielsweise sollten ernst und als Anlass für einen Zahnarztbesuch genommen werden. Eine besonders wirksame und empfehlenswerte Maßnahme gegen Parodontitis ist die regelmäßige Durchführung einer professionellen Zahnreinigung. Nur so können hartnäckige Zahnbeläge nachhaltig entfernt und damit schädlichen Bakterien der Nährboden entzogen werden.